Aktionspotential
Lernziele
Nach dieser Lerneinheit kannst du:
- Die Rolle lokaler Potentiale bei der Auslösung von Aktionspotentialen und die Ionenverschiebungen, die während eines Aktionspotentials auftreten, erklären.
- Aktionspotentiale interpretieren und Depolarisation, Repolarisation und Hyperpolarisation in Beziehung zu Ionenbewegungen setzen.
- Die Bedeutung der Refraktärzeit verstehen und ihre Rolle in der Regulierung von Aktionspotentialen erklären.
- Zwischen kontinuierlicher und saltatorischer Erregungsleitung unterscheiden und erläutern, wie Axondurchmesser und Myelinisierung die Reizleitungsgeschwindigkeit beeinflussen.
Begriffe vertiefen
Aktionspotentiale sind schnelle elektrische, vorübergehende Impulse, mit denen Nervenzellen (Neurone) Informationen im gesamten Körper weitergeben. Sie folgen dem Alles-oder-Nichts-Prinzip, was bedeutet, dass das Aktionspotential entweder vollständig oder gar nicht ausgelöst wird.
Ein Aktionspotential wird dann ausgelöst, wenn das Membranpotential den Schwellenwert von etwa -55 mV erreicht. Dieser Anstieg des Membranpotentials wird durch einen erregenden Reiz erreicht, der lokale Potentiale erzeugt und somit die Membran der Nervenzelle depolarisiert. Die Depolarisation löst die Öffnung von spannungsabhängigen Natriumkanälen aus, wodurch Na+-Ionen in die Zelle einströmen, die Membran weiter depolarisieren und einen schnellen Anstieg des Membranpotentials verursachen. Nach Erreichen eines Spitzenwertes von etwa +30 mV werden die Natriumkanäle inaktiviert, und die spannungsabhängigen Kaliumkanäle öffnen sich, sodass K+-Ionen die Nervenzelle verlassen können. Dies bewirkt eine Repolarisation, also ein Absinken des Membranpotentials.
Ionenkanäle spielen bei diesen Schritten eine entscheidende Rolle, indem sie den Fluss bestimmter Ionen durch die Membran steuern und so die ordnungsgemäße Einleitung und Beendigung des Aktionspotentials sicherstellen.
Die Refraktärzeit wird in eine absolute und eine relative Refraktärzeit eingeteilt und beschreibt die Zeit nach einem Aktionspotential, in der die Nervenzelle kein weiteres Aktionspotential erzeugen kann. Somit wird die Frequenz von Aktionspotentialen begrenzt und es wird verhindert, dass sich das Aktionspotential rückwärts entlang des Axons ausbreiten kann.
Während der absoluten Refraktärzeit kann eine Nervenzelle kein weiteres Aktionspotential auslösen, da entweder alle spannungsabhängigen Natriumkanäle bereits geöffnet sind oder sich in einem inaktiven Zustand befinden. Die relative Refraktärzeit tritt ein, während die Kaliumkanäle noch geöffnet sind, und ein neues Aktionspotential zwar erzeugt werden kann, aber einen stärkeren, überschwelligen Reiz erfordert.
Die Nervenleitgeschwindigkeit beschreibt die Geschwindigkeit der Weiterleitung von Aktionspotentialen. Diese wird durch den Axondurchmesser und die Myelinisierung beeinflusst. Größere Axondurchmesser verringern den Widerstand gegen den Ionenfluss und ermöglichen eine schnellere Signalübertragung.
Die Myelinisierung, die die Axone isoliert, ermöglicht eine saltatorische Erregungsleitung. Dabei “springen” Aktionspotentiale zwischen den Lücken in der Myelinscheide, den sogenannten Ranvier’schen Schnürringen, was die Erregungsleitungsgeschwindigkeit deutlich erhöht. Im Gegensatz dazu leiten nicht myelinisierte (marklose) Axone Impulse viel langsamer über eine kontinuierliche Erregungsleitung.
Phasen des Aktionspotentials
Aktionspotentiale werden in fünf Phasen eingeteilt. Sieh dir jede Phase und ihre Ionenverteilung genauer an.
Refraktärzeit
Refraktärzeiten sind Phasen, in denen eine Nervenzelle nicht in der Lage ist oder es weniger wahrscheinlich ist, ein weiteres Aktionspotential auszulösen. Erfahre mehr über die Unterschiede zwischen der absoluten und der relativen Refraktärzeit.
Kontinuierliche und saltatorische Erregungsleitung
Abhängig von der Myelinisierung des Axons gibt es zwei Arten der Erregungsleitung: die kontinuierliche und saltatorische Erregungsleitung.
Quiz starten
Bist du bereit, dein neues Wissen auf die Probe zu stellen? Teste dich mit dem folgenden Quiz:
Zusammenfassung
Übersicht |
Definition: Schnelle Veränderungen des Membranpotentials von Nervenzellen, die Signale entlang der Neurone übertragen. Auslöser: Wird ausgelöst, wenn das Membranpotential aufgrund erregender Reize den Schwellenwert (-55 mV) erreicht. Alles-oder-Nichts-Prinzip: Ein Aktionspotential wird entweder vollständig ausgelöst, wenn der Schwellenwert erreicht wird, oder überhaupt nicht, wenn der Reiz unter dem Schwellenwert liegt. |
Beteiligte Ionenkanäle |
Spannungsgesteuerte Natriumkanäle: Öffnen sich beim Erreichen des Schwellenwerts, sodass Na⁺ in die Nervenzelle strömt und diese depolarisiert. Spannungsabhängige Kaliumkanäle: Öffnen sich nach der Depolarisation, sodass K⁺ die Nervenzelle verlassen kann, was zu einer Repolarisation führt. Leck-Kanäle: Halten das Ruhepotential aufrecht, indem sie es den Ionen ermöglichen, passiv entlang ihres Konzentrationsgradienten zu diffundieren. |
Phasen |
Ruhepotential: Ungefähr -70 mV, aufrechterhalten durch Natrium-Kalium-Pumpen und Leck-Ionenkanäle. Depolarisation (und Overshoot): Durch den Einstrom von Na⁺ wird das Innere der Nervenzelle positiver. Repolarisation: Durch den Ausstrom von K⁺-Ionen wird das Membranpotential wieder auf den Ruhewert gebracht. Hyperpolarisation: Die K⁺-Kanäle schließen sich langsam und verursachen ein kurzes Absinken unter das Ruhepotential. |
Refraktärzeit |
Absolute Refraktärzeit: Während dieser Zeit kann eine Nervenzelle unabhängig von der Stärke des Reizes kein weiteres Aktionspotential auslösen, da die Natriumkanäle inaktiviert sind. Relative Refraktärzeit: Nur ein stärkerer, überschwelliger Reiz kann ein weiteres Aktionspotential auslösen. |
Arten der Erregungsleitung |
Kontinuierliche Erregungsleitung: Tritt in nicht-myelinisierten (marklosen) Axonen auf, wo sich Aktionspotentiale wellenförmig entlang des Axons ausbreiten. Saltatorische Erregungsleitung: Tritt in myelinisierten Axonen auf, wo Aktionspotentiale zwischen den Lücken der Myelinscheide (Ranvier’sche Schnürringe) „springen“, was eine schnellere Signalübertragung ermöglicht. |
Nervenleitgeschwindigkeit | Beeinflussende Faktoren: Axondurchmesser: Größere Axone leiten Impulse schneller, da sie dem Ionenfluss weniger Widerstand entgegensetzen. Myelinisierung: Erhöht die Nervenleitgeschwindigkeit durch saltatorische Erregungsleitung. |
Jetzt registrieren und gratis Anatomie-Lernguide als eBook erhalten!